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Verletzungen und innere Heilung

Wort der Woche - KW 49 | 2016

Was ist, wenn mich jemand verletzt hat? Wie kann ich mit seelischen Verletzungen umgehen? Brauche ich dann Seelsorge oder gar innere Heilung? Brauchen wir Christen tatsächlich Heilung unserer Seelen?

Folgt man den Aussagen vieler Experten für »Innere Heilung«, so hat praktisch jeder Christ diese Art von Therapie nötig, weil er durch traumatische Kindheitserlebnisse, Versagen der Eltern und Ablehnung innerliche Verletzungen trägt, die sein Verhalten angeblich beeinflussen und ihn in seiner Beziehung zu Gott und seinem christlichen Leben blockieren oder beeinträchtigen.

Von diesen Blockaden und Bindungen werde man nur dann frei, wenn die zugrunde liegenden, verletzenden Erlebnisse bewusst gemacht und verarbeitet würden.

"Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens." Hebr 4,12

Jesus Christus ist selbst das Wort!

Aus der Psychoanalyse

ist der Ansatz übernommen, die verletzenden Erfahrungen aufzudecken; Begriffe wie »das Unbewusste«, »traumatische Erlebnisse« oder »Heilung des Selbstbildes« entstammen der Psychotherapie.

Darüber hinaus ist aber auch der ganze Ansatz dieser Richtung von einem Menschenbild geprägt, das der humanistischen Psychologie entspringt und der Bibel, wie wir sehen werden, grundsätzlich fremd ist.

Wenn eine biblische Person traumatisiert sein konnte, dann ganz bestimmt Mose. Die Angst der Mutter vor der möglichen Ermordung des Kindes, das Erlebnis des Ausgesetzt seins im Korb auf dem Nil, das Hin- und Hergerissen sein zwischen der israelitischen Mutter und der ägyptischen Adoptivmutter.

Aber wenn wir das Wort Gottes betrachten, so geht es in keinem Fall auf die »seelischen Verletzungen« ein. Die Vorbilder der Bibel vertrauen Gott, in Ihm finden sie Kraft und Hilfe; sie lassen sich an Seiner Gnade genügen und bewältigen das Leben durch alle Tiefs hindurch im glaubensvollen Blick auf Ihn, wie es besonders die Psalmen bezeugen.

Auch die Gläubigen des Neuen Testaments wuchsen in Verhältnissen auf, die gewiss nicht weniger »traumatisierend« oder »verletzend« waren wie die unseren. Gerade deshalb fällt auf, dass das Wort Gottes Begriffe wie »seelische Verletzungen« oder »Heilung des Selbstbildes« gar nicht kennt.

Brauchen wir heute tatsächlich die weltliche Psychologie, um die Gläubigen von ihren angeblichen seelischen Verletzungen und Verkrüppelungen zu befreien?

Das falsche Evangelium der Psychologie

War es früher für bibeltreue Christen klar, dass die Sünde, die sündige, verderbte, von Ichsucht und Rebellion geprägte menschliche Natur die Quelle alles Übels der menschlichen Existenz ist, so erwecken die »christlichen« Psychologen den Eindruck, das Grundübel seien die Verletzungen und Demütigungen, die dem seelischen Ego zugefügt werden.

Dahinter steckt die von Satan inspirierte humanistische Grundannahme, dass der Mensch im Innersten seines Wesens gut sei und nur durch die negativen Umstände schlechte Eigenschaften entwickle.

Für den humanistischen Psychologen ist ein Kind gut und unschuldig; seine Probleme entstehen erst durch »negative« Erlebnisse, »Verletzungen« und »traumatische« Einflüsse.

Wenn der Mensch sich selbst frei entfalten könne, dann sei der Weg zu Erfüllung und Lebensglück gebahnt, und die Aufgabe der Psychotherapie sei es, durch Auflösung »negativer« Einflüsse den Menschen zu diesem Lebensglück zu führen.

»Sünde« hat in einem solchen Konzept gar keinen Platz mehr; sie entspringt auch nicht mehr der verderbten menschlichen Natur, dem bösen Herzen, sondern »Ablehnungsgefühlen« und »Verletzungen«, die durch falsches Verhalten einfach »kompensiert« wurden.

Hier wird der Mensch in seiner verdorbenen fleischlichen Natur, in der nichts Gutes wohnt plötzlich vom Täter zum Opfer!

Röm 7,18. "Denn ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; denn das Wollen ist bei mir vorhanden, aber das Vollbringen des Guten nicht."

Das echte Evangelium

Gegenüber dieser »positiven«, für den sündigen Menschen oberflächlich betrachtet so wohltuend- »heilenden« Botschaft des psychologischen falschen Evangeliums hat das echte Evangelium für den modernen Menschen nur eine sehr »negative«, ja vielleicht sogar »verletzende« Botschaft bereit.

Es gibt keine einfachere Deutung als die folgende, die wir nach den Worten Jesu sprechen können: Mt 16,24. "Dann sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach!"

Joh 12,25 „Wer seine Seele liebt, der wird sie verlieren; wer aber seine Seele in dieser Welt hasst, wird sie zum ewigen Leben bewahren.“

Überlässt der Gläubige die Regentschaft über seine Seele dem Heiligen Geist (verliert er seine Seele um Gottes Willen), so wird er sie retten. Wer aber die Regentschaft über seine Seele dem Heiligen Geist nicht überlässt (weil er seine alte Seele - seine alte, verdorbene Natur - retten oder weiter behalten will), so wird er am Ende seine Seele verlieren.

Es gibt nach dem Wort Gottes nur diesen einen Weg: Gib der Seele keine Macht und keine Freiheit. Bringe sie unter die Herrschaft des Heiligen Geistes.

Sobald Du einmal die Irrlehre der »inneren Heilung« akzeptiert hast, die Dir einredet, Du seist voller frühkindlicher Verletzungen, bindender Flüche oder gar dämonischer Belastungen, und Deine Schwierigkeiten im Glaubensleben kämen genau aus dieser Ursache, dann wird Dein Blick vom Herrn und seiner vollbrachten Erlösung weggelenkt auf Dich selbst, auf den Irrgarten Deiner Seele, auf trügerische Gefühle und irrgeistige Gedankengespinste.

Wo suchst Du, als Kind Gottes, nach Antwort, wie Du Deine Seelenruhe findest? Bei Gott oder in der Welt, welche den Satan als Gott hat. Was gibt uns unser Herr Jesus auf diese Frage als Antwort?

Mt 11,29. „Nehmt auf euch mein Joch, und lernt von mir! Denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und "ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen"

Wenn Du sein Joch auf Dich nimmst, dann wirst Du Deine Seelenruhe haben.

Das seelische Eigenleben des Menschen steht unter dem göttlichen Gericht; es gehört zu dem »alten Menschen«, der am Kreuz gerichtet und getötet ist.

Röm 6,6. "...da wir dies erkennen, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde abgetan sei, dass wir der Sünde nicht mehr dienen."

Der »seelische Mensch« (gr. psychikos), auch übersetzt mit »natürlich«, »irdisch gesinnt« ist gerade der Gegensatz zum wiedergeborenen »geistlichen« Menschen; er hat den Heiligen Geist nicht und ist Gott fremd.

1 Kor 2,14. "Ein natürlicher Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird."

Die Frucht solcher verderblichen Lehren ist im Grunde, dass der Mensch letztlich nicht mehr für seine Sünden verantwortlich ist; das boshafte, stolze, selbstsüchtige Eigenleben wird gerechtfertigt und die Sünde mit »Verletzungen«, ja, mit äußeren Umständen entschuldigt.

Er fühlt sich als Opfer, gebunden durch die Worte und Taten anderer, und er wird abhängig von dem Therapeuten, der ihm mithilfe des falschen Geistes angeblich aus seiner Gebundenheit helfen kann.

Viele können nicht glauben, dass ein solcher Betrug möglich ist, aber das Wort Gottes warnt uns ja ausdrücklich, dass »betrügerische Arbeiter« einen »anderen Jesus« in der Gemeinde propagieren werden, und dass »falsche Christusse« auftreten werden (2. Korinther 11; Matthäus 24).

Dass dieser falsche Weg der "Inneren Heilung" heute so attraktiv erscheint und so viele Christen sich von dieser Verführung beeinflussen lassen, liegt nicht zuletzt an dem Steckenbleiben im Seelischen und Fleischlichen, der verbreiteten Selbstsucht und Kreuzesscheu unter den Christen dieser letzten Zeit.

2 Tim 3,1. "Dies aber wisse, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten eintreten werden; 2. denn die Menschen werden selbstsüchtig sein, ..."

Ja, das Kreuz ist ein zunehmend unpopuläres Thema unter den heutigen Christen geworden. Die tiefere Bedeutung des Kreuzestodes Jesu Christi für unser Leben erkennen wohl nur noch wenige Gläubige, und doch liegt hier die Befreiung von allen Lasten des alten Lebens.

Die biblische Heiligung führt den Menschen zum Kreuz und zeigt ihm, dass seine Natur so schlecht ist, dass Gott dieselbe im Kreuz als verflucht beiseite gesetzt hat, und dass unser eigenes Ich am Kreuz gerichtet und dem Tode übergeben worden ist.

Gal 2,19 "...ich bin mit Christus gekreuzigt" Gal 6,14. "Mir aber sei es fern, mich zu rühmen als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt."

Letztlich werden wir erst dann von unseren Verletzungen frei, wenn unsere alte Natur mit Christus gekreuzigt ist, was bei der Neuen Geburt geschieht.

Das müssen wir unserer - möglicherweise geschundenen - Seele immer wieder sagen! Du bist mit deinen Ansprüchen und deinem egoistischen, stolzen Eigenleben gekreuzigt. Du lebst nicht mehr! Wie kannst du da überhaupt noch verletzt werden?

Lieber Leser, und wenn Dich tatsächlich jemand verletzt hat, dann hast Du die schöne und edle Aufgabe, diesem Jemand zu vergeben, so wie unser Vater im Himmel Dir vergeben hat. Denk einfach dran: "...vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben haben..."

Und dann hat auch Deine Seele Ruhe und Frieden! Dann kannst Du dankbar sein für die unendliche Gnade Gottes in der Vergebung Deiner und unserer Schuld, die Christus stellvertretend am Kreuz vollbracht hat.

Joh 14,27. "Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch."

Amen!

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Kraft des Heiligen Geistes, der uns Gemeinschaft untereinander und mit Gott schenkt, sei mit uns allen!

Reinhold Thalhofer und Adnan Krikor,
Knechte Jesu Christi nach dem Willen unseres himmlischen Vaters, in der Kraft des Heiligen Geistes.

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